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Mit dem Duft von Öl und Gummi
In der Kellerwerkstatt unter dem Stadtteilverein Tiergarten in der Pohlstraße 89 hilft Wolfgang Lange den Nachbarn bei der Fahrradreparatur. Seit drei Jahren macht er das, und er macht es ehrenamtlich. „Was soll ich Zuhause untätig rumsitzen und mich langweilen, wenn ich doch was sinnvolles tun kann?“, sagt Wolfgang Lange.
Er hat sein Leben lang gearbeitet. 38 Jahre war der ehemalige Reinickendorfer Porzellanbrenner bei der Königlichen Porzellan Manufaktur – schon sein Vater war Formgießer dort –, bis Wolfgang vor neun Jahren nach Tiergarten Süd zog.
Die Hitze am Ofen, der Staub und die trockenen Luft, sowie die Arbeit in wechselnden Schichten, hatten an seiner Gesundheit genagt. Mit 61 Jahren ging er in den vorzeitigen Ruhestand.
„Nix gegen zur Ruhe kommen, aber Ruhestand – nee! Ich bin Frühaufsteher, ich brauch Bewegung und Beschäftigung und auch Kontakte!“ Das ist es, was ihn antreibt. So zieht er werktäglich seinen Blaumann an, öffnet die Fahrradwerkstatt ab 900 Uhr und ist einfach da, wenn die Nachbarn Probleme mit ihren Rädern haben. Irgendwo schleift etwas oder die Bremse greift nicht mehr richtig, die Gangschaltung hakt oder diverse Muttern sind locker.
Wolfgang Lange weiß Rat und hilft bei der Reparatur. „Fahrräder müssen technisch einwandfrei und unbedingt verkehrstüchtig sein!“, sagt er. Dabei achtet er auch darauf, ob Lenker und Sattel die richtige Position und Höhe haben. Meist kommen Kinder oder auch Jugendliche mit 'nem platten Reifen. Denen zeigt er, wie man Schläuche flickt. Oft bringen Nachbarn ausrangierte Alträder. Die schlachtet er aus, der Ersatzteile wegen. Aus zwei oder drei Schrotträdern baut er dann ein „neues“ Fahrrad auf. Irgendwer mit wenig Geld kann das immer gebrauchen.
„Wenn ich helfen kann, dann bin ich zufrieden. Und wenn die, denen ich geholfen habe, mich zum Beispiel beim Einkaufen in der Potsdamer Straße treffen und herzlich grüßen, dann freue ich mich“, sagt er.
Wolfgang Lange hat nach eigenen Worten mit seiner Betriebsrente ein gutes Auskommen, aber ohne etwas Gutes zu tun, kommt er nicht aus.